Gebrauchtwagen sind aktuell so teuer wie nie

Vergleicht man die Preise für Gebrauchtwagen 2021 gegenüber der Vorjahre, ist eine Erhöhung von bis zu 20% zu verzeichnen.

Wir klären auf, was hinter der starken Erhöhung steckt und wie der Markt tickt.

Übersicht der Erhöhungen

Schaut man sich das komplette Jahr 2021 fällt auf, dass sich bis einschließlich Oktober eine Erhöhung um 10% verzeichnen lies. Ab November 2021 stiegen die Preise für Gebrauchtwagen auf 18% mehr als im November 2020.

Im folgenden Diagramm können Sie die Preisentwicklung der Gebrauchtwagenpreise im Segment ca. 20-24kT€  von 2019-2021 betrachten.

gebrauchtwagenpreiseentwicklung_seit_201904082021

Das Diagramm stammt von der Seite des ADACs https://www.adac.de/news/gebrauchtwagen-preise/.

Doch was ist passiert? Warum steigen plötzlich die Preise und dann auch noch so schnell? Wo soll das nur hinführen und wann soll ich das nächste Auto kaufen?

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis!

Wer jetzt ein neues Fahrzeug braucht, weil zum Beispiel sein Leasingvertrag ausläuft, hat leider schlechte Karten. Das Angebot an Neufahrzeugen ist aktuell sehr gering. Auslieferzeiten von 8 Monaten und mehr werden heute schon bei einigen Herstellern angegeben. Teilweise kann es auch passieren, dass Fahrzeuge mit weniger Ausstattung ausgeliefert werden, als man bestellt hat. Im schlimmsten Fall passiert es, dass das Fahrzeug abgesagt wird.

Hierfür gibt es mehrere Gründe. Auf zwei von Ihnen will ich näher eingehen:

  • Der Chipmangel:

Ja die Corona-Krise hat uns kalt erwischt. Im zweiten Halbjahr nach der ersten Corona-Welle, liefen in China mehr Kraftfahrzeuge vom Band als erwartet. China reagierte und kaufte an Halbleitern auf, was für Auto´s verfügbar war. Nachschub für den Automobilmarkt war leider nicht so schnell zu liefern, wie ihn die restlichen Autobauer benötigt hätten. Die Chip-Produzenten stellten einen Großteil ihre Fertigung auf Speicher für Unterhaltungselektronik um, da diese während der Corona-Krise ein Nachfragehoch erfuhren.

Der Verteilungswettbewerb geht weiter. Die Automobilindustrie wird sich wohl daran gewöhnen müssen, sich in einem Verteilungswettbewerb mit den Riesen der Unterhaltungselektronik zu  bewähren. Denn verglichen mit den Computer- und Handyherstellern sind Automobilhersteller mit ca. 8% aller weltweit produzierten Halbleiter, relativ kleine Abnehmer der Chipbranche. Auch wenn die Anzahl der verbauten Chips pro Fahrzeug stätig steigt.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich die Halbleiterindustrie auf eine überschaubare Anzahl an Anbietern konzentriert. Hierzu muss man wissen, dass sich die Produktion auf sogenannte „Foundries“ verteilt. Die Entwicklung findet zwar weltweit statt, doch die Produktion begrenzt sich auf einige wenige Hersteller.

  • Die Forderung nach E-Auto´s:

Im Koalitionsvertrag der Bunderegierung sind bis Ende 2030 15 Millionen Elektroauto´s festgeschrieben. Diese ambitionierten Ziele sollen mit finanziellen Anreizen für E-Auto-Besitzer erreicht werden. Hoffen wir nur, dass auch die entsprechende Infrastruktur aufgebaut wird. Einige Hersteller haben bereits ab 2022 die Dieselmotoren aus Ihrem Programm genommen. Nicht einmal in Kombination mit Mild- oder PlugIn-Hybriden sind sie noch auslieferbar.

Der Kampf um die Gebrauchtwagen

Doch was tut jemand, der täglich mehrere Kilometer zurück legt und auf ein Dieselfahrzeug angewiesen ist und auf seine Hersteller fokussiert ist?

Ganz einfach – der hat keine andere Chance als sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt umzusehen. Selbstverständlich gibt es noch Hersteller die Dieselmotoren bauen, allerdings sind auch hier die Lieferzeiten nicht sicher. Und so kommt es, dass nach und nach auch der Gebrauchtwagenmarkt wie leergefegt wirkt. Fahrzeugverkäufer nutzen die Gunst der Verknappungsstunde und passen Ihre Verkaufspreis der aktuellen Marktsituationen an.

Auch Anbieter für Autoleasing/-finanzierung raten aktuell zu Optionen auf Gebrauchtwagen. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Sie sind sofort verfügbar, man hat noch eine Auswahl an Dieselfahrzeugen und mit einer entsprechenden Ausstattungsvarianz/-vielfalt. Denn wenn man bedenkt, dass ein Fahrzeug mit einer gewünschten Ladeschale für das Smartphone aktuell keinen Liefertermin bekommt, muss es echt knapp sein.

Ausblick

Interviewt man Fahrzeughersteller, wann sich die Lage am Markt wieder bessern wird, wird das 3. Quartal 2022 genannt. So genau kann das aber keiner voraus sagen. Die Corona-Situation sowie die Forderung nach E-Autos erschwert das ganze noch zusätzlich. Es bleibt abzuwarten, ob und wann sich die Lage wieder stabilisiert bzw. wieder auf das Niveau vor der Krise gelangt.

Quellen:

https://www.adac.de/news/gebrauchtwagen-preise/

https://www.capital.de/wirtschaft-politik/warum-die-autoindustrie-ein-chip-problem-hat

https://www.capital.de/wirtschaft-politik/der-chipmangel-und-seine-folgen

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/15-millionen-elektroautos-bis-2030-101.html#:~:text=Das%20ehrgeizige%20Ziel%20hat%20die,von%20Auto%20k%C3%BCnftig%20kaufen%20wollen.