Eine Übersicht der aktuellen Fahrerassistenzsysteme und deren Funktionen

Was sind eigentlich Fahrerassistenzsysteme?

Ein Sicherheitsgurt wird von ca. 95% der Fahrerinnen und Fahrer angelegt und wird als allgemeiner Sicherheitsstandard anerkannt. Er wirkt allerdings erst während des Unfalls. Dies ist genau der Unterschied zu Fahrerassistenzsystemen. Ziel von Fahrerassistenzsystemen ist es einen Unfall selbst zu verhindern oder Folgen abzuschwächen. Zusätzlich sollen Sie zum Fahrkomfort beitragen. Diese Systeme sind ständig aufmerksam und aktiv, für die Fahrerin bzw. den Fahrer unsichtbar. Ist Ihnen bekannt, dass ein Notbremsassistent eine kritische Annäherung erkennt und eine mögliche Notbremsung vorbereitet? Oder der Spurwechselassistent den toten Winkel immer im Blick hat? Und der Verkehrszeichenassistent Ihnen die aktuellen Geschwindigkeitsbegrenzungen anzeigt? Moderne Sicherheitssysteme bieten den Verkehrsteilnehmerinnen bzw. Verkehrsteilnehmern ein hohes Sicherheitsniveau und können bis zu 50% der schweren Unfälle verhindern. Zusätzlich kommen Sie mit der richtigen Unterstützung auch noch bequemer und entspannter ans Ziel. Finden Sie in diesem Artikel heraus, welche Fahrerassistenzsysteme es gibt und welche für Sie die richtigen sind.

Zahlen, Daten und Fakten

50% weniger schwere Unfälle

Auf Europas Straßen kommen bei Verkehrsunfällen jährlich mehr als 25.000 Menschen ums Leben. Die meisten Unfälle können auf menschliches Versagen zurück geführt werden. Mit der Benutzung von Fahrerassistenzsysteme kann die Zahl der Unfälle reduziert werden. Fehler von Fahrerinnen und Fahrern können um bis zu 50% reduziert werden. Über 90% der Verkehrsunfälle können auf Fehler von Fahrerinnen und Fahrern zurück geführt werden. Durch die Warnung von Fahrerassistenzsystemen kann frühzeitig auf kritische Verkehrssituationen aufmerksam gemacht werden und somit Verkehrsunfälle bis zu 50% reduziert werden. Circa 43% vermeidbare Pkw-Unfälle mit modernen Notbremsassistenten. Studien zufolge reagiert jeder zweite Autofahrer/-in bei Auffahrunfällen zu zögerlich oder tritt sogar gar nicht auf die Bremse. Ein moderner Notbremsassistent kann 43% aller Unfälle mit Beteiligung eines Pkw vermeiden. Diese Daten stammen aus einer Studie der UDV (Unfallforschung der Versicherer) aus dem Jahr 2011.

Der Spurwechselassistent verhindert circa 25% der Unfälle

Der tote Winkel ist allen aus der Fahrschule ein begriff. In diesem Winkel können andere Verkehrsteilnehmer/innen trotz Spiegel und Schulterblick nicht gesehen werden. Der Spurwechselassistent hilft den Gesamtüberblick zu behalten. Mit Hilfe von Video-, Ultraschall oder Radarsensoren können Unfälle vermieden werden.

3% weniger Kraftstoffverbrauch

Abstandsregler passen die Fahrgeschwindigkeit automatisch an den Verkehrsfluss an. Damit reduziert sich die Anzahl der Anfahr- und Bremsvorgänge. Dies ist vor allem im Stop & Go-Verkehr sehr angenehm.

Alle Fahrerassistenzsysteme auf einen Blick

Notbremsassistent

Mit Weitblick reagieren.

Der Notbremsassistent warnt vor drohenden Kollisionen und hilft somit Unfälle zu vermeiden. Er ist immer aktiv, nie abgelenkt und erkannt kritische Situationen, in denen ein Auffahrunfall droht. Er warnt die Fahrerin, den Fahrer frühzeitig und verschafft so wertvolle Zeit zum Reagieren. Studien zu Folge bremst jede/r zweite Fahrende bei Auffahrunfällen nicht stark genug. Erkennt der Notbremsassistent eine Gefahrensituation mit einer kritischen Annäherung an ein fahrendes oder stehendes Fahrzeug, so bereitet er eine mögliche Notbremsung vor. Der Assistent berechnet wie stark das Fahrzeug abgebremst werden muss, um eine Kollision zu vermeiden und warnt gleichzeitig den Fahrer/die Fahrerin vor de drohenden Kollision. Bremst der/die Fahrende nicht ausreichend stark, erhöht der Notbremsassistent den Bremsdruck auf das erforderliche Maß. Um eine Kollision zu vermeiden, kann der Notbremsassistent auch eine Vollbremsung auslösen. Kommt es trotzdem zum Auffahrunfall, kann somit die Stärke des Aufpralls verringert werden und somit das Verletzungsrisiko reduziert werden. Des Weiteren kann das Fahrzeug auf den Aufprall vorbereitet werden. Das bedeutet, dass Airbags, Sicherheitsgurte und Kopfstützen optimal auf Ihren Einsatz eingestellt werden. Die Funktionen der Notbremsassistenten können unterschiedlich ausgeprägt sein. Es gibt Systeme, die für die Geschwindigkeit im Stadtverkehr konzipiert sind. Neuere Notbremsassistenten reagieren auch auf Fußgänger/innen und/oder Fahrradfahrer/innen. Einige Systeme erkennen auch herannahende kreuzende Fahrzeuge. In allen Fällen schwächen Sie das Unfall- und Verletzungsrisiko.

Einparkassistent

Mit Gelassenheit in die Lücke

Der Parkassistent unterstützt beim Finden der passenden Parklücke und schlägt im richtigen Moment das Lenkrad ein. Wird der Assistent aktiviert suchen Ultraschallsensoren automatisch nach einer passenden Parklücke. Wurde eine geeignete Lücke gefunden, berechnet das System den Einparkvorgang und übernimmt das Lenken. Nicht alle Systeme haben die selben Funktionen. In einigen Systemen ist das Gasgeben und Bremsen integriert. So wird vor allem im dichten Straßenverkehr Stress vermieden. Unterstützt werden kann der Parkassistent durch Kameras. Je mehr Kameras integriert sind, desto größer ist die Rundumsicht über das Fahrzeug. Mit den neuesten Systemen ist ferngesteuertes Parken möglich. Der Fahrer oder die Fahrerin stehen außerhalb des Fahrzeugs und das Fahrzeug parkt ein. Dies ist zum Beispiel in schmalen Garagen ein großer Vorteil. Der Parkvorgang kann jederzeit über eine Fernsteuerung abgebrochen werden.

Abstandsregler

Mit Abstand sicher

Wie der Name bereits sagt, passt der Abstandsregler über eine Abstandsmessung zu anderen Verkehrsteilnehmern die Geschwindigkeit automatisch dem Verkehrsfluss an. Besonders für Vielfahrende ist er eine Entlastung. Das System hält entweder eine vom Fahrende vorgegebene Geschwindigkeit konstant oder passt diese durch selbständiges Gaswegnehmen, Bremsen oder Beschleunigen an die wechselnden Verkehrsbedingungen an. Im Stau oder zähfließenden Verkehr bremsen Abstandsregeltempomaten das Auto bis zum Stillstand ab. Fährt das Fahrzeug voraus wieder an, folgt das Fahrzeug automatisch. Dauert die Verweilzeit etwas länger, muss der Fahrer bzw. die Fahrerin nur kurz Bestätigen zum Beispiel durch das antippen des Gaspedals und das Fahrzeug schaltet wieder in den geregelten Modus. Abstandsregler können den Spritverbrauch senken, da sie das harmonische Mitfließen im Straßenverkehr unterstützen. So schont es Geldbeutel und Umwelt.

Lichtassistent

Bringt Licht ins Dunkel

Der Lichtassistent leuchtet die Straße perfekt aus – ohne Andere zu blenden. Er schaltet das Fernlicht ein, wann immer es die Verkehrssituation erlaubt und erfordert. Hierbei werden Leuchtweite und Leuchtbreite der Scheinwerfer stufenlos gleitend zwischen Abblend- und Fernlicht so an die Umgebung angepasst, dass sie gute Sicht bieten, ohne andere Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer zu blenden. Der Lichtassistent ist in der Lage vorausfahrende oder entgegenkommende Fahrzeuge auszublenden, jedoch deren unmittelbare Umgebung gleichzeitig konstant mit Fernlicht zu beleuchten. Das mittlerweile etablierte Kurven- und Abbiegelicht bietet optimale Kurvenausleuchtung durch Schwenken des Abblendlichts in Abhängigkeit des Kurvenradius. Das macht das Fahren bei Nacht sicherer und komfortabler. Auch hier können die Funktionen der einzelnen Systeme je Fahrzeughersteller variieren.

Nachtsichtassistent

Die Eule unter den Fahrerassistenzsystemen

Der Nachtsichtassistent erkennt Gefahren und verhindert Kollisionen. Fußgänger/innen, unbeleuchtete Radfahrer/innen oder plötzlich auftauchende Wildtiere bemerken Fahrende oft zu spät. Der Nachtsichtassistent verringert diese Gefahrene erheblich. Der Assistent beobachtet mit einer Infrarot-Kamera die Straße und stellt das Geschehen vor dem Auto auf einem Bildschirm dar. Menschen und Tiere setzen sich im Bild kontrastreich vom Hintergrund ab. Das Nachtsichtbild wird wie ein Rückspiegel oder Tacho genutzt. Der Nachtsichtassistent macht das Nachtfahren sicherer.

Müdigkeitswarner

Mit wachem Blick durch den Verkehr

Der Müdigkeitswarner zeigt an, wann eine Pause nötig ist. Das System analysiert permanent das Lenkverhalten des Fahrers bzw. der Fahrerin. Zeichen einer nachlassenden Konzentration und aufkommenden Müdigkeit sind Phasen, in denen die Fahrerin bzw. der Fahrer kurzzeitig nicht lenkt, anschließend aber abrupt korrigiert. Die Häufigkeit dieser Reaktionen kombiniert das System mit weiteren Daten wie Fahrzeuggeschwindigkeit, Tageszeit oder Blinkverhalten und berechnet daraus beinen Müdigkeitsgrad. Erkennt das System die Müdigkeit wird die Fahrerin bzw. der Fahrer in Form eines optischen, akustischen oder haptischen Signals vor Ermüdung und der Gefahr des Sekundenschlafs gewarnt und ihm wird eine Pause empfohlen.

Verkehrszeichenassistent

Erkennt unter anderem Geschwindigkeitsbegrenzungen

Der Verkehrszeichenassistent erkennt Geschwindigkeitsbegrenzungen und Verkehrszeicheninhalte. Durch eine kleine Kamera hinter dem Innenspiegel beobachtet der Assistent die auftauchenden Verkehrszeichen und zeigt der Fahrerin bzw. dem Fahrer die aktuell gültige Geschwindigkeit oder ein Überholverbot an. Manche Systeme können auch so geschaltet werden, dass die angeordnete Geschwindigkeit automatisch eingehalten wird und nur vom Fahrer bzw. von der Fahrerin aktiv geändert werden kann.

Spurhalteassistent

Mit Sicherheit in der Spur bleiben

Der Spurhalteassistent reduziert das Unfallrisiko, welches durch das Verlassen der Fahrspur entsteht. Der Assistent erkennt Fahrbahnmarkierungen vor dem Fahrzeug. Nähert sich das Fahrzeug der Begrenzungslinie, reagiert das System je nach Fahrzeug unterschiedlich. Entweder warnt der Spurhalteassistent den Fahrenden zum Beispiel durch Vibration im Lenkrad oder er lenkt sanft aber spürbar gegen. Müdigkeit und Ablenkung sind die häufigsten Gründe für unbeabsichtigtes Verlassen der Fahrspur. Der Spurhalteassistent bleibt auch bei langen Fahrten auf Autobahnen oder Landstraßen wachsam und hilft so, Unfälle zu verhindern.

Spurwechselassistent

Mit Umsicht die Fahrspur wechseln

Der Spurwechselassistent warnt beim Fahrspurwechsel vor schnell herannahenden und sich im toten Winkel befindenden Fahrzeugen. Über Umfeldsensoren überwacht der Spurwechselassistent den Bereich neben und hinter dem Auto. Setzt die Fahrerin bzw. der Fahrer den Blinker, obwohl sich ein Fahrzeug auf der Nebenspur befindet oder sich annähert, warnt das System zum Beispiel über eine Anzeige im Seitenspiegel.

Mit neuer Technik immer sicherer ans Ziel

Mit Umsicht die Fahrspur wechseln

Kurz zusammengefasst kann man festhalten, dass jedes System seine Daseinsberechtigung hat. Sie vermindern Stress, helfen bei schwierigen Situation, vermeiden Unfälle, schonen das Klima und den Geldbeutel. Auch wenn die Systeme noch nicht komplett ausgereift sind, sind sie bereits in einer frühen Phase ein guter Wegbegleiter.

 

Quellen:
Dieser Artikel lehnt sich stark an der Broschüre des DVR (Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V.) „Fahrerassistenzsysteme verstehen“ an.